Man hatte in den letzten Wochen das Gefühl, dass sich die Welt mit der Corona-Pandemie eine Atempause verschafft. Eine Pause, die uns zum Nachdenken zwingt. Wollen wir weiterhin in einer Wirtschaftsordnung leben, die auf dem schonungslosen Raubbau am Planeten beruht? Soll weiterhin Gewinnmaximierung Einzelner über den Interessen der Vielen stehen? Als Sozialdemokrat beantworte ich diese Fragen mit einem klaren Nein. Wir müssen jetzt bessere progressive politische Alternativen entwickeln.
Noch ist die Betroffenheit groß. Das birgt auch die Chance, viele Menschen für eine sozialdemokratische Politik zu gewinnen. Niemand kann mehr die Augen vor den Auswirkungen der neoliberalen Politik der letzten Jahrzehnte verschließen. Besonders im Gesundheitswesen. Überall in Europa gab es durch den enormen Spardruck zu wenig Krankenhausbetten, Pflegepersonal und Ausrüstung. Die Folgen waren vielfach tödlich.
Gleichzeitig hat uns diese Krise vor Augen geführt, wie abhängig unsere Gesellschaft von Arbeitnehmerinnen ist, über deren Leistung wenig gesprochen wird: Arbeitnehmerinnen im Einzelhandel, den Kindergärten, im Transportwesen, natürlich in der Pflege und viele mehr. Kurz: von den Held*innen des Alltags. Schön war die Geste, für sie täglich um halb acht zu klatschen. Doch ändert sich für diese Menschen dadurch kaum etwas. Noch immer sind es die schlechter bezahlten Jobs. Und sie sind es, die an vorderster Front dem Virus ausgesetzt sind.
Ich bin froh, dass nun über viele dieser Probleme diskutiert wird. Einiges wurde auch schon in Gesetzesvorhaben aufgenommen. Aber die Diskussion muss weitergehen. Wir sind noch weit entfernt von einer besseren Gesellschaft. Dazu brauchen wir eine neue Bewegung, an deren Spitze die Sozialdemokratie steht.