Häuser im Nauwieser Viertel müssen erhalten bleiben!

28. Jan 2022

Presseberichterstattung vom 28. Januar 2022 in der Saarbrücker Zeitung; Redakteurin: Laura Weidig

Im April 2021 wur­de be­kannt, dass die Stadt Saar­brü­cken ih­re Ge­bäu­de und Grund­stü­cke in der Nau­wie­ser­stra­ße 14-18 ver­kau­fen will. Die In­itia­ti­ve „Ope­ra­ti­on: Vier­tel ret­ten!“ wehrt sich ge­gen die­ses Vor­ha­ben. Zwar hat der Be­zirks­rat Mit­te den um­strit­te­nen Ver­kauf der Fi­let­stü­cke – die Grund­stü­cke lie­gen di­rekt am Ein­gang des Vier­tels und da­mit in bes­ter La­ge – vor­erst ge­stoppt. Die Fra­ge ist aber: Wie soll es mit den Im­mo­bi­li­en und der Bau­lü­cke wei­ter­ge­hen?

„Die Lan­des­haupt­stadt strebt ei­ne Re­vi­ta­li­sie­rung für die be­stehen­den Im­mo­bi­li­en so­wie die an­gren­zen­de, im­mer noch kriegs­be­ding­te Bau­lü­cke an. Ziel ist es, dass dort dau­er­haft Wohn­raum ge­schaf­fen wird“, teilt die Stadt mit. „Über den bes­ten Weg zu die­sem Ziel wird der­zeit in­tern be­ra­ten. Es wird da­zu auch noch ei­ne Bür­ger­be­tei­li­gung ge­ben.“ Ei­ne Ent­schei­dung dar­über, wie es mit den Im­mo­bi­li­en und der Bau­lü­cke wei­ter­geht, tref­fe letzt­lich der Stadt­rat.

Fünf Woh­nun­gen stün­den sa­nie­rungs­be­dingt leer, so die Stadt Saar­brü­cken auf An­fra­ge un­se­rer Zei­tung. Ei­ne Nach­ver­mie­tung kön­ne der­zeit auf­grund des er­heb­li­chen, über Jahr­zehn­te ent­stan­de­nen In­ves­ti­ti­ons­staus nicht er­fol­gen. Das be­stä­tigt die Saar­brü­cker Im­mo­bi­li­en­ver­wal­tungs- und Bau­be­treu­ungs­ge­sell­schaft (SIB), die die Im­mo­bi­li­en für die Stadt ver­wal­tet. Hin­sicht­lich des Leer­stands hat die SIB hö­he­re Zah­len: Dem­nach sei­en in ei­nem Haus zwei von drei, im an­de­ren fünf von sie­ben Woh­nun­gen un­ge­nutzt – teil­wei­se schon seit über zehn Jah­ren. Die Woh­nun­gen sei­en in ih­rem ak­tu­el­len Zu­stand nicht ver­miet­bar.

Die SPD, die die Ver­kaufs­ab­sich­ten öf­fent­lich ge­macht hat­te, for­dert ei­ne „ernst­haf­te“ Wei­ter­ent­wick­lung im Rah­men ei­nes Wett­be­werbs. Die Ak­ti­vis­ten der „Ope­ra­ti­on: Vier­tel ret­ten!“ ste­hen der Idee skep­tisch ge­gen­über und mo­nie­ren, dass bei sol­chen Wett­be­wer­ben er­fah­rungs­ge­mäß letzt­lich meist auch pro­fit­ori­en­tier­te In­ves­to­ren zum Zug kä­men, für die Kri­te­ri­en wie So­zi­al­ver­träg­lich­keit und be­zahl­ba­re Mie­ten kei­ne gro­ße Rol­le spiel­ten.

Für Sa­scha Haas (SPD) An­lass, die Vor­stel­lun­gen sei­ner Par­tei zu prä­zi­sie­ren. „Wir wol­len die stadt­ei­ge­nen Grund­stü­cke selbst ent­wi­ckeln“, sagt Haas, der der­zeit für die SPD im Stadt­rat sitzt und für den Land­tag kan­di­diert. Bei dem Wett­be­werb müs­se von vorn­her­ein klar sein, dass ein Ver­kauf des städ­ti­schen Ei­gen­tums nicht in­fra­ge kommt: „Die Zei­ten des Neo­li­be­ra­lis­mus sind vor­bei.“ Es ge­he jetzt dar­um, die Woh­nun­gen in den städ­ti­schen Häu­sern zu sa­nie­ren, um so­zia­len Wohn­raum zu schaf­fen und die Ge­bäu­de lang­fris­tig zu si­chern so­wie die brach­lie­gen­den Grund­stü­cke un­ter Be­tei­li­gung der Bür­ger so zu ent­wi­ckeln, dass be­zahl­ba­rer und so­zia­ler Wohn­raum ent­ste­he und das Nau­wie­ser Vier­tel sei­nen Cha­rak­ter be­hal­te.

Kri­ti­ker füh­ren an, die SPD ha­be, als sie noch in der Ver­ant­wor­tung war, selbst zum In­ves­ti­ti­ons­stau in den frag­li­chen Häu­sern bei­ge­tra­gen. Dar­auf ent­geg­ne­te die Par­tei sei­ner­zeit in ei­ner Pres­se­er­klä­rung, dass sie mehr­fach ver­sucht ha­be, die Ge­bäu­de und die un­be­bau­ten Flä­chen zu ent­wi­ckeln. „Es ist lei­der im­mer an den un­ter­schied­li­chen Vor­stel­lun­gen der ver­schie­de­nen Ei­gen­tü­mer ge­schei­tert.“

Die SPD will jetzt den An­stoß für ei­nen run­den Tisch mit den Ei­gen­tü­mern und Leu­ten aus dem Vier­tel ge­ben, um ge­mein­sam zu über­le­gen, was auf dem Are­al ent­ste­hen könn­te. SPD-Stadt­rat Haas sagt: „Man könn­te zum Bei­spiel die brach­lie­gen­de Flä­che, die hin­ter der Häu­ser­zei­le liegt, nut­zen, um be­zahl­ba­ren und stu­den­ti­schen Wohn­raum so­wie Räu­me für Künst­ler zu schaf­fen.“ Mo­men­tan be­fin­det sich dort ein Park­platz – in pri­va­ter Hand.